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Eröffnung Radweg

Mit heutigen Tag ( 17. Juni 2017) ist das obere Ybbstal mit dem Rad auf einem eigenen Asphaltband befahrbar, die Trasse der ehemaligen Ybbstalbahn von Gstadt bis Göstling wurde großteils dafür verwendet. Auch wenn Bahn und Rad die bessere Lösung gewesen wäre, der “Spatz” in der Hand soll sich vorerst beweisen, denn eine “Taube” am Dach findet sich immer wieder. Die neue Landeshauptfrau Mag. Johanna Mikl Leitner hat gute Worte gefunden um die “Wunden” zu stillen, sie ging durchaus plausibel auf die Vorkommnisse früherer Jahre ein. Die weiteren Politikerreden werden erst die nächsten Generationen bewerten können. Dafür haben nun alle Zeit die Entwicklung im Ybbstal abzuwarten. Die Geschichte lehrt die Menschen und es wird sich zeigen, ob dieser Radweg auch von den Anrainern tatsächlich benützt wird. Denn wenn nur  “Hobbyradfahrer” im Ybbstal “herumkurven”, so wird der Straßenverkehr (die kommen dann zumeist mit dem Auto von weither für Tagestouren angereist) nur zusätzlich erhöht, der Umweltschutz damit ad absurdum geführt. Die Möglichkeit einer Anreise per Ybbstalbahn  bis Lunz oder Ybbsitz,  und dann mit dem Rad bequem und ohne E-Motor retour,  wäre die weit bessere Lösung gewesen.

Den Opponitzern ist jedenfalls hohes Lob zu zollen, dieser Festakt und alles andere rundherum konnte sich wirklich sehen lassen. Und Piaty machte auch gleich einen Vorschlag: Wie wäre es , wenn zumindest zwischen Gaissulz und Opponitz unter der Woche (wenn weniger Radlfahrer unterwegs sind als zum Wochenende) ein “Elektrozug” mit offenen Anhängern fahren würde, um auch Nichtradfahrern sowie älteren Personen dieses schöne Gebiet gezeigt werden könnte – Platz genug wäre sicher,  und die fast ebene Strecke würde sich für so eine “kleine Elektro Bimmelbahn”  ganz prächtig eignen.

Historischer Radfahrer am Ybbstalradweg

Ein kurzer Rückblick sei gestattet !
… denn “das Archiv” ist der größte Gegner des Politikers !

Bei der Eröffnung des Ybbstalradweges haben viele Politiker scheinbar vergessen, was sich in den letzten 30 Jahren diesbezüglich abgespielt hat. 1987 brachte der damalige Bundesminister Dr. Rudolf Streicher die Idee ins Ybbstal, statt der Bahn einen Radweg anzulegen. Das wurde durchaus als gute Möglichkeit erkannt, und eine touristische Betrachtung dazu angestellt. Aber es zeigte sich rasch, dass ein Radweg alleine (ohne Bahn) keine besonders gute Lösung ist, Denn fast ein halbes Jahr ist ein derartiger Radweg erst gar nicht benützbar. Da dieser Radweg zeitlich (saisonal) eben nicht das ganze Jahr abdeckt ist es auch für den Tourismus nur “eine halbe Sache”!

Erfolgreicher sanfter Tourismus ist immer ganzjährig zu betrachten. Und so wurde diese Idee vor 30 Jahren wieder zu Grabe getragen. Aber eines ist auch klar, der wirkliche Ideengeber eines Radweges im Ybbstal war Minister Dr. Rudolf Streicher während seiner Amtszeit als Verkehrsminister – mit Mostviertler Wurzeln.  Doch er war zu überzeugen, dass ein Radweg allein keine weitsichtige Lösung wäre.

ARCHIVBILD RUDOLF STREICHER
Auch Ende das 20. Jahrhunderts ( 1999) stand wieder eine Schließung der Ybbstalbahn im Raum. Die betroffenen Bürgermeister wußten, dass mit einer Einstellung der Ybbstalbahn nicht nur die Lebensqualität im Tal leiden würde, sondern dass auch viele Arbeitsplätze verloren gehen. Und so gab es am Heiligen Abend 2000 in Lunz am See ein Treffen der Bürgermeister des Ybbstales, welches mit einer einhelligen Resolution für die Erhaltung der Ybbstalbahn endete.

Resolution für Ybbstalbahn im Jahre 2000

Von damals sind heute nur noch der Lunzer Bürgermeister Ploderer und der Ybbsitzer Bürgermeister Hofmarcher im Amt, also gibt es dazu noch immer aktive Zeitzeugen.

Hinweis: Einen Radweg auf der Bahntrasse der Ybbstalbahn – das hätten die Bürgermeister Ploderer und Hofmarcher schon Anfang des neuen Jahrhunderts (2000) haben können, aber da haben sie für die Erhaltung der Ybbstalbahn unterschrieben.  Das was jetzt passiert ist hat darüber hinaus auch noch einen rechtlichen Hacken. Es wurde der Radweg, ( wie bei Verwendung von Trassen von Nebenbahnlinien notwendig)  keineswegs nur als “Verfestigung der Trassen-Oberflächen” ausgeführt, sondern in vielen Teilen (Prolling, Opponitz, Hollenstein, St. Georgen) wurde der Radweg anderswo geführt. Damit wurde die vertraglich vorgegebene Erhaltung des Trassenbandes mehrmals umgangen.

Ploderer hat es ja geschafft, dass in seinem Gemeindegebiet trotz Radweg weiter die Ybbstalbahn (Kienberg Gaming bis Göstling) verkehrt, aber warum Hofmarcher sich gegen eine Tourismusbahn von Waidhofen nach Ybbsitz wehrt, sollte immer wieder nachgefragt werden. Denn Ybbsitz hatte schon immer Bahn und Rad nebeneinander – diese Möglichkeit wurde leider erst vor wenigen Jahren zerstört, der endgültige Beschluß im Ybbsitzer Gemeinderat fand überhaupt erst 2017 statt.

Diese Resolution vom Jahre 2000 wurde vom damals sehr jungen Dr. Stephan Pernkopf bearbeitet (er ist heute Landeshauptfrau Stellvertreter) und eine Weiterführung der Ybbstalbahn wurde gesichert. Ja, es wurden sogar umfangreiche Sanierungsarbeiten beschlossen, so erhielt z.B. das Ofenloch eine Neulage der Schienen und Schwellen. Übliche Nutzungsdauer solcher Sanierungen ca. 60 Jahre. Sogar die Finanzierung für den Betrieb bis 2023 war vertraglich gesichert, das gab der damalige Bürgermeister von Waidhofen / Ybbs und heutige Innenminister Mag. Wolfgang Sobotka öffentlich bekannt.

100 Jahre YTB Aussage Sobotka 1998 v

Schußendlich sahen auch die Bahnverantwortlichen in einem zusätzlichen Radtourismus eine große Chance. Nach dem Vorbild erfolgreicher Bahn- und Radprojekte im In- und Ausland wurde beschlossen, einen eignenen blauen Radwaggon anzuschaffen um Radfahrer bequem vom Hauptbahnhof in Waidhofen / Ybbs ins obere Ybbstal bis Lunz zu befördern.
Lunz am See  war sogar für die Gestaltung zuständig:
Doppelbild Radwaggon

Diese 4 Bilder stammen von Peter Wachauer – Bahnfan aus Waidhofen

Bahn und Rad im Ybbstal. So wie dies 2013 noch Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll wollte, wäre wohl die bessere Lösung gewesen. Nun ist aber abzuwarten, wie sich die Lösung „nur Radweg“ touristisch entwickeln wird, denn irgendwie sollen doch auch die 10 Millionen Euro für den Radweg auch wieder “hereinkommen”.

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Und wie wurden die Probleme der Nebenbahnen im Parlament behandelt:

Ein besonders gutes Beispiel ist eine Parlamentsdebatte vom 10. März 1988:
Lesen sie darin auf den Seiten 6144 bis 6154  die Ausführungen der Mandatare und die Antwort von Bundesminister Dr. Rudolf Streicher:

Klicke, um auf imfname_160806.pdf zuzugreifen

Auf Seite 6148 (links unten) erwähnt Minister Streicher erstmals die Errichtung von Radwegen auf Trassen von Nebenbahnlinien – das war vor rund 30 Jahren.  Damit sollten Bahntrassen original erhalten werden. Dies wurde aber in Ybbsitz nicht eingehalten.  Wer steht dafür nun “gerade” !

Aber auch der Redebeitrag von Herbert Fux (ab der Seite 6153)  ist es wert gelesen zu werden. Jetzt will man tägliche Turnstunden einführen, um die Kinder “in Bewegung” zu bringen. Besser wie Herbert Fux hätte  das wohl keiner so humorig vorhersagen können.
Fux, Piaty,

Nun ist der Radweg also eröffnet, und es wundert den realistischen und politisch nicht voreingenommenen Betrachter, dass dieser Radweg auf so vielen Teilen der Strecke nicht wie angekündigt und versprochen auf der Trasse der Ybbstalbahn verläuft.

Fast die gesamte “Radwegstrecke” in der Gemeinde Hollenstein wird auf der alten Bundesstraße gemeinsam mit dem “fließenden Verkehr sogar mit LKW” abgewickelt. Eigentlich gefährlich. Noch unverständlicher hat die Gemeinde Göstling gehandelt. Statt  einen “kreuzungsfreien” Fahrradweg neben der B 25 von Göstling nach Lunz auf der Trasse der Ybbstalbahn zu errichten, läßt man die Radfahrer gleich 2 x die B25 (unnötigerweise) kreuzen.  Hoffentlich passiert da nicht einmal etwas, denn Radwege sind möglichst nicht “bundesstraßenquerend” durchzuführen.

Eine recht gute Zusammenstellung zum Thema “Bahnstrecke Göstling nach Lunz” zeigt dieser Brief von Karl Piaty an Dr. Schiendl. Damaliger Grund: Dr. Schiendl hat angeboten, die Trasse Göstling bis Lunz dem Club 598 zur Verfügung zu stellen.

Mail von Dr. Schiendel 2017:

Sehr geehrter Herr KR Piaty!
 
….  Zu Ihrem Schreiben muss ich Ihnen mitteilen, dass die NÖVOG leider nicht den 2012 versprochenen Betrag von 3 Millionen Euro bei der Ybbstalbahn Bergstrecke investierte, sondern nur einen geringen Teil. Der große Rest musste zur Deckung der explodierenden Kosten der Mariazellerbahn verwendet werden, aber man hat uns versprochen, demnächst wieder bei unserer Strecke zu investieren.
 
Wie Sie wahrscheinlich wissen, habe ich meinem langjährigen Kollegen Nykodem im Mai 2017, als öffentlich wurde, dass er eine Räumungsklage seitens der NÖVOG erhalten wird, sofort und ohne Bedingungen angeboten, dass wir dem Club 598 die Strecke Lunz-Göstling samt den Heizhäusern  Göstling (samt heizbarer Werkstätte) und Lunz am See als Quartier und Fahrstrecke übergeben würden. Leider ist diesbezüglich beim Vorstand des Clubs bis jetzt keine einheitliche Meinung zustande gekommen. Aber das liegt auch außerhalb meines Einflussbereiches. Ich hielte es für die letzte Chance des Clubs, mit der Yv.2 und den Fahrzeugen noch auf dem Rest der Ybbstalbahn einen sinnvollen Fahrbetrieb zu organisieren……
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Prof.h.c. Dr. Werner Schiendl
Präsident der ÖGLB
Österreichische Gesellschaft für Lokalbahnen

Da Karl Piaty es nicht für sehr sinnvoll hielt, den Club 598 nach Göstling zu holen um dort eine eher unattraktive Bahnstrecke zu betreiben schrieb er schon 2017 diese Antwort.
Antwort Piaty an Dr. Schiendl

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